Driven: Opel Astra OPC Edition Nürburgring

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„Jan, kannst du bitte mal bei Opel anrufen und Bescheid sagen, dass die den OPC nicht zurückbekommen!?“ Mir rutscht das Herz in die Hose. „Was um Gottes Willen hat Tim mit dem Wagen angestellt?“, schießt es mir durch den Kopf. Die Straßen waren trocken und für Timi-Boy dürften 240-Turbo-PS im Astra OPC Edition Nürburgring nun wirklich keine Herauforderung darstellen. „Ich geb’ die Karre einfach nicht mehr her. Basta! Alter, macht das Ding Laune.“ kommt es dann aus dem Hörer und mein Puls nähert sich langsam wieder dem Normalzustand. „Mach so was nie wieder!“, pflaume ich ihn an und verabrede mich mit ihm zum OPC-Brainstorming am Abend.

„Also optisch macht der Wagen echt was her. Es drehen sich entschieden mehr Leute nach ihm um als noch einem S2000 oder dem Leon FR (Test folgt)“, werfe ich in die Zweierrunde. Außenspiegel und B-Säulen in Carbonoptik und vor allem der satte Flügel am Heck sind die Garanten für verdrehte Hälse, da sind wir uns einig. Und auch das großflächige Karomuster auf Haube und Dach trägt seinen Teil zur Abgrenzung von allen anderen OPCs vortrefflich bei. Die Beklebung würde auch prima zum Redaktionspassat passen. Dem täten allerdings auch die aggressive Astra-OPC-Front mit großen Luftöffnungen und die schnieken 19-Zöller ganz gut.

Weiter geht’s bei der Begutachtung des Cockpits: „Was zum Henker ist mit diesen Sitzen los?! Gehen die echt nicht weiter runter? Ich komm gegen die Schei ….-Decke. Stell ich mich zu blöde an, oder was?“ Tims Hinweis ist berechtigt, denn auch ich habe mich schon mit den ansonsten perfekten Sitzen abgemüht. Keine Chance, weiter runter geht’s nicht. Man sitzt so weit oben, dass man sogar auf Passat-Fahrer runterguckt. Da trösten auch die Nordschleifen-Logos auf Einstiegsleiste und Sitz sowie die Fahrzeugnummer (4 von 835) auf dem Aschenbecher-Deckel nicht wirklich. Und sonst so? Das Lenkrad liegt gut in der Hand, könnte aber etwas dünner sein, das serienmäßige Navi ist idiotensicher und der Schaltknauf ist gar nicht so groß, wie er zunächst aussieht. Nur das Angeln nach dem Anschnallgurt ist tatsächlich so verzwickt wie man es sich gedacht hat. Bis zum Auskugeln der Schulter ist es nur ein kleiner Schritt. Schluss mit Brainstormen – jetzt geht’s auf die Piste.

Ist der Gurt geschlossen und der Startknopf gedrückt, darf der kleine Krawallbruder zeigen, was in ihm steckt. Formell liest sich das so: Ein Zweiliter-Vierzylinder mit Abgasturbo stellt 240 PS und beachtliche 320 Nm Drehmoment bereit und schiebt den Astra OPC in 6,4 Sekunden auf 100. Schluss ist laut Datenblatt bei 244 km/h. Soweit die Theorie. In der Praxis stehen diese Daten für höllisch viel Fahrspaß und häufige Besuche an der Zapfsäule. Bei EVOCARS-Fahrweise flossen nie weniger als 15 Liter Super Plus durch die Leitungen – egal! Ob Audi TT 3.2 und Porsche Cayman auf der Autobahn ärgern (laut Tacho bis 260) oder nächtliche Hetzjagden durch den Hamburger Freihafen – der Turbo schiebt ab knappen 2000 Touren tierisch an und das IDS Plus2-Fahrwerk gibt sich keine Blöße. Nur beim aggressiven Herausbeschleunigen aus Kurven verlangt der OPC nach einer starken Hand. Heftig zerren die Turbo-Pferde an den Vorderrädern und das Spurhalten trennt grüne Jungs von alten Hasen. Nicht nur einmal wollte unser Liebling mich auf die Probe stellen und den Gegenverkehr besuchen.

Fazit: Wer auf die 30.150 Euro des „normalen“ Astra OPC noch einmal 1745 Euro obendrauf legt und eines der 835 Sondermodelle ergattern kann, darf sich glücklich schätzen. Für 32.895 Euro bekommt er einen Krawall-Kompakten, der aus der Gruppe von Golf R32, Mazda3 MPS und BMW 130i heraussticht. Beim Astra OPC Edition Nürburgring kommt zusammen, was zusammen gehört: Power im Kompakten verpackt in ein extrovertiertes Outfit, gewürzt mit einer künstlichen Verknappung.